Uffgerappelt…mitgedappelt – Teil 4

Carmen Kloe ist Kundin bei uns und hat nachgefragt, ob wir sie für den Sky Run, einen Treppenhauslauf im Frankfurter Messeturm, sponsorn würden. Das wollten wir in der Tat unbedingt, und Carmen ist so lieb, uns mit ihrem spannenden Trainingstagebuch zu motivieren. Teil 1 ist schon online, ein Interview mit Carmen könnt Ihr hier lesen, Teil 2 hier, Teil 3 hier und jetzt könnt ihr hier den letzten Teil der Serie lesen – Teil 4, nach dem Lauf!

18.06.2015

61 Stockwerke, 1202 Stufen, 222 Höhenmeter

Rückblickend kann ich es immer noch nicht fassen, dass ich das noch vor wenigen Tagen gemeistert habe. Und das in einer nicht mal so schlechten Zeit.

Nachdem wir ja beim Training festgestellt haben, dass wir noch etwas ändern müssen in unserer Vorbereitung, wurde es natürlich gleich in die Tat umgesetzt.

Ich habe, neben dem Crossfit, noch 3 x Berg-Sprints eingebaut. Durchziehen konnte ich sie aber immer noch nicht. Ich musste zwischendrin immer wieder mit der Belastung runter gehen. Dabei war weniger die Ausdauer das Problem. Ich hab einfach gemerkt dass meine Beine nachlassen.

Meine Kraftausdauer in den Beinen ist also bei weitem nicht so gut wie ich angenommen habe. Aber da jetzt noch etwas nachzuholen und aufzuarbeiten, war für den Lauf zu spät.

Dennoch waren die kurzen, knackigen Bergläufe auf dem Laufband eine gute Simulation für den Treppenhauslauf. Besonders weil das Wetter ja wärmer wurde und dadurch die Luft und die Temperaturen in dem Raum sehr der im Treppenhaus ähnelten.

In der Woche vor dem Sky-Run bin ich Montag und Mittwoch ins Crossfit. Danach war Ruhe und Regeneration angesagt. Etwas lockern mit der Black Roll und auf der Vibrationsplatte. Ansonsten: Ausruhen.

Am 09.06. wurden die Startzeiten online gestellt. Die Profis starteten zuerst, jeweils im 30 Sekunden Takt. Die Amateure dann im 10 Sekunden Takt. So war mein Freund um 10:54:50 Uhr und ich um 11:13:00 Uhr auf der Liste.

Am Samstag davor gab`s unser Traditionelles Vor-Wettkampf-Essen 🙂 Das bereite ich immer vor dem 24h-Lauf zu und hat, zumindest meinem Freund, immer zu Höchstleistungen verholfen 😀

Zumindest ist er der Meinung, dass es ihn dabei unterstützt.

Dabei besteht es lediglich aus einem Fischfilet, belegt mit Schafskäse und jede Menge Gemüse. Dass wird dann in Alufolie gepackt und in den Backofen geschoben. Dazu gibt es weißen Reiß.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag hab ich dann leider sehr schlecht geschlafen. Nicht vor Aufregung, sondern weil ich Kopfschmerzen bekommen habe 🙁

Ich schlage mich immer mal mit Kopfschmerzen rum. Besonders bei diesen extremen Temperaturschwankungen und wechselndem Wetter. Vor so einem Tag natürlich denkbar schlecht! Aber nun gut, ich kann es nicht beeinflussen. Ich bin dann nach einer unruhigen Nacht um 6:30 Uhr aufgestanden und nach einem Kaffee und Kopfschmerztabletten mit meinem Hund raus.

Die frische Luft und die Ruhe um diese Zeit an einem Sonntag tat meinem Kopf gut. Besonders fit und ausgeruht fühlte ich mich zwar nicht, aber es sollte irgendwie gehen.

Da ich an diesem Tag zusammen mit meinem Freund gefrühstückt habe, gab es etwas Nicht Paleo-Konformes 🙂 Das ist für mich, sofern es nicht 7 Tage hintereinander vorkommt, völlig ok und merke es auch nicht. Paleo ist zwar meine favorisierte Ernährung, aber ich mache es nach dem 80/20 Prinzip und gönne/erlaube mir somit auch mal ein paar Ausnahmen.

Dann habe ich unsere Getränke fertig gemacht und Energieriegel eingepackt.

Ins Wasser kamen natürlich Chiasamen und Rote Bete Saft. Es gibt Studien die belegen, dass Rote Bete Saft die Ausdauer steigert (http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/37643/Rote-Beete-steigert-sportliche-Ausdauer).

Wir hatten schon etwa 3 Tage vor dem Lauf angefangen immer mal Rote Bete Saft zu trinken. Ob es uns bei dem Lauf weiter bringen würde wussten wir nicht. Aber einen Versuch war es Wert.

Die Energierigel brauchten wir, weil zwischen Frühstück und Lauf fast 3 Stunden lagen. Da ist es schon ratsam die Kohlehydratspeicher nochmal kurzfristig aufzuladen. Und außerdem sind die Roobar Riegel einfach verdammt lecker 🙂

Rote Beete Saft mit Chiasamen in Wasser
RooBar-Riegel

Wir fuhren zeitig los, da wir unsere Startunterlagen noch holen mussten. In Frankfurt einen Parkplatz zu bekommen ist immer schwierig. So fuhren wir zuerst zu meiner Schwester, die uns dann zum Messeturm brachte.

Dort war dann auch schon einiges los. Läufer, Presse, Zuschauer, alles war da. Nachdem wir unsere Startunterlagen geholt und unsere Startnummer ans Shirt geheftet hatten, sind wir erst mal raus und haben uns einen Überblick verschafft.

Auf einem langen Tisch standen die Trophäen, in einem Zelt wurde gegrillt, und die Cheerleader des Frankfurt Galaxy Football Teams standen auch schon bereit. Der Start befand sich 30 Meter außerhalb des Gebäudes und war mit einem grauen Teppich ausgelegt..

Vor Ort angekommen und hoch motiviert
Tisch mit Trophäen
Startbereich

Nachdem wir den ersten Läufern, den Profis, beim Start zugesehen hatten, ging es nochmal kurz per Aufzug in den 22. Stock, auf die Toilette. Etwa 15min. vor dem Start gab es einen Energieriegel und noch den letzten Schluck Chia-Rote Bete Wasser.

Da uns Herr Lederer, der Renndirektor, schon beim Training gesagt hatte, dass es wichtig ist sich rechtzeitig an der Startlinie einzufinden, ging mein Freund 10 min bevor er dran war in den Startbereich. Wer zu seiner angegebenen Zeit nicht da war hatte Pech. Dann kam der nächste dran. Die 10 Sekunden wurden strikt eingehalten.

Ich hatte ja noch etwas Zeit und so konnte ich ihn anfeuern als er an mir vorbei ins Gebäude lief.

So langsam stieg die Nervosität bei mir. Ich war aber nicht übermäßig nervös oder zitterig. Ich trank noch einen Schluck, brachte meine Tasche weg und ging langsam in den Startbereich. Dort wärmte ich mich mit ein paar Airsquats und leichten Sprüngen auf. Ein paar Starterinnen vor mir ging ein kleines, zierliches Mädchen auf die Strecke und ich musste an den Jungen im Aufzug beim Training denken. Es ist schon erstaunlich mit welcher Leichtigkeit Kinder so etwas meistern. Und ich finde es toll dass es noch Kinder gibt die sich dafür begeistern können. Es gibt so viele die mit Sport und Bewegung an sich nichts anfangen können und sich lieber mit Computer, Handy & Co. beschäftigen.

Um 11:13:00 Uhr ging es dann auch für mich los. Nichts wie rein ins Treppenhaus!

Die ersten Stufen gingen problemlos.

Nach ein paar Meter fiel mir dann auf, dass ich vergessen hatte meine Stoppuhr zu starten. MIST!!!!! So konnte ich noch nicht mal meine Zeit kontrollieren!

Etwa im 10. Stockwerk musste ich die ersten überholen. Uns wurde beim Training gesagt wir sollten, wenn wir langsamer sind und hinter uns jemanden hören, auf die linke Seite wechseln, damit der schnellere rechts vorbei kann und nicht aus dem Tritt kommt.

Leider waren aber nicht alle beim Training, und so sind fast alle die ich überholen musste auf der rechten Seite geblieben. Ich musste also aus meinem Tritt und Rhythmus raus, auf die linke Seite wechseln, überholen und wieder rechts rüber. Ich hätte sicherlich etwas sagen können, aber dazu hatte ich keine Luft. Außerdem hat man mich sicher schon 2 Stockwerke vorher gehört 🙂 Ich habe gepumpt und geschnauft wie eine Dampflock.

Ich musste insgesamt 6-8 Leute überholen. Nur einer ist auf die linke Seite rüber. Und einmal musste ich rüber weil mich jemand überholt hat. Das ganze kostete natürlich Zeit, wenn auch nur Sekunden. Und Kraft! Ich habe meine Beine deutlich schneller gespürt als im Training. Auch die Kreislaufprobleme kamen wieder. Entweder von dem permanenten rechtsdrehen oder der mangelnden Luft, gepaart mit der Anstrengung. Ich habe auf alle Fälle irgendwann nur noch alles schemenhaft wahrgenommen und mich einfach nur irgendwie nach oben gekämpft. Zwischendurch musste ich das Tempo etwas raus nehmen, es ging nicht mehr. Ich nutzte das Geländer jetzt ständig zur Unterstützung, sofern ich konnte, um mich hoch zu ziehen.

Ab dem 50. Stockwerk hieß es für mich nur noch irgendwie oben ankommen. Im 55. versuchte ich das Tempo nochmal anzuziehen. Im 60. holte ich nochmal alles raus was ging und spurtete, sofern man das als Spurt bezeichnen kann, im 61. über die Ziellinie.

Ich hatte es geschafft!!! Aber ich rang lautstark nach Luft und war völlig fertig. Mein Freund war noch oben und er führte mich dann in einen Raum in dem eine Tür nach draußen offen war. Dort stand ich bestimmt 5 min und versuchte Luft zu holen. Ich war am Ende!!! Ich konnte noch nicht mal etwas trinken weil ich immer noch nach Luft schnappte. Nach einer Zeit setzte ich mich dann auf eine Bank. Auch mein Freund war immer noch völlig fertig. Er wusste seine Zeit schon, da in dem Raum ein Monitor stand auf dem die Zeiten erschienen. 9:08 min! Wahnsinn! Eine unglaublich super Zeit!!

Ich war zu kaputt um aufzustehen und nachzusehen wie meine Zeit war. Als es dann ging wurde anscheinend aktualisiert. Zumindest waren die Zeiten weg und ich wusste sie immer noch nicht.

Ich habe dann noch kurz die Aussicht genossen und dann sind wir Richtung Aufzug. Dort wurden uns die Medaillen überreicht und Fotos gemacht. Völlig geschafft sind wir dann nach unten gefahren.

Ziel
Der Raum zum Luftholen
Mein Freund, völlig am Ende
Die Frankfurter Skyline aus dem 61. Stock
Auf dem Weg nach unten – wir haben es geschafft!!

Unten angekommen haben wir dann noch gewartet bis die aktuellen Zeiten ausgehängt wurden. Ich wollte jetzt endlich meine Zeit wissen!!!

In der Zwischenzeit konnten wir dann noch die sogenannten MultiClimber beobachten, die ihre einzelnen Zeiten auf einen Aushang eintrugen. Darunter war auch der ältere Herr im stolzen Alter von 74 Jahren, welcher uns ja schon beim Training begegnet ist. Dieses Jahr hatte er sich 6x eingetragen!!! Und die Zeiten lagen bei den ersten 3x immer um die 13 min. RESPEKT! Ein anderer Multiclimber hatte sich 10x vorgenommen!!! Unglaublich! Und für mich absolut unvorstellbar. Hut ab!

So langsam fanden sich auch die Feuerwehrteams ein, die nach den Sprintern und den Firmenteams dran waren. Und auch hier finde ich die Leistung beeindruckend. Mit kompletter Ausrüstung, und die Elite Teams auch noch mit angeschlossener Atemmaske die 61 Stockwerke hoch, das ist eine Wahnsinns Leistung!

Zwischenzeitlich kamen neue Listen und endlich wusste ich meine Zeit! 12:24 min. Das ist eine gute Zeit! Schneller als im Training! Noch dazu sind wir ja 30 Meter außerhalb gestartet. Ein absolut tolles Ergebnis!

Und ich bin auch jetzt noch richtig stolz auf mich und meinen Freund! Unser Training hat sich absolut gelohnt.

Den Abend haben wir dann zufrieden auf dem Geburtstag meiner Schwester und beim Grillen ausklingen lassen.

Direkt nach dem Lauf hab ich mir noch gedacht, das war eine einmalige Sache, das brauch ich kein zweites mal. Aber schon am nächsten Tag, als ich dann auch die Ergebnisliste sah, dachte ich, das nächste mal wird es noch besser 🙂 Ich hatte schon wieder Trainingspläne im Kopf, Ideen wie ich mich noch besser vorbereiten kann. Einfach verrückt 🙂

Und das sind die Gesamtergebnisse von meinem Freund und mir:

Mein Freund: 9:08,2 min

  • 35. Platz in der Gesamtwertung bei 275 Startern (Männer)
  • 4. Platz in der Altersklasse M40 bei 56 Startern (M40)

Und ich: 12:24,4 min

  • 32. Platz in der Gesamtwertung bei 75 Starterinnen (Frauen)
  • 9. Platz in der Altersklasse W40 bei 15 Starterinnen (W40)
Urkunde und Medaille

Ich finde das kann sich sehen lassen J Und wie gesagt, nächstes Jahr ist eine Steigerung möglich 🙂

Gesamtsieger wurde im übrigen bei den Herren Piotr Lobodzinski (Polen) in 6:38,0 min und damit 2,2 Sekunden vor Dr. Christian Riedl (Deutschland)

Bei den Frauen Suzy Walsham (Singapur) in 7:46,6 min mit über einer Minute Vorsprung.

Mehr über den Lauf, Ergebnisse und Teilnehmerzahlen kann man auf der Seite https://www.arquelauf.de/ nachlesen.

So, der Lauf ist vorbei und somit auch meine Berichte beendet. Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen.

Mir hat das Schreiben auf alle Fälle wahnsinnig Spaß gemacht und ich möchte mich bei dem Team von Eichenhain nochmal herzlich bedanken, dass sie mir diese Plattform zur Verfügung gestellt und mich so toll unterstützt haben.

Und vielleicht darf ich ja für das ein oder andere Event mal wieder etwas schreiben. 🙂

Für mich heißt es jetzt den restlichen Monat ruhig ausklingen lassen, damit es dann ab Juli in die Vorbereitung für den 24-h-Lauf geht, der im September stattfindet.

Ich verabschiede mich hiermit und sende euch sportlich Grüße!!!

In diesem Sinne: IMMER IN BEWEGUNG BLEIBEN!!!

Carmen Kloe

Liebe Carmen, herzlichen Glückwunsch zum fantastischen Ergebnis! Wahnsinn, Ihr seid ein fittes Paar! Vielen lieben Dank auch für diesen tollen Bericht und alle anderen. Es war uns eine große Freude, Euch unterstützen zu dürfen. Wir sind auf das nächste Jahr gespannt – und natürlich auf alle anderen Events, die Ihr zwischendurch machen wollt! Wir unterstützen Euch sehr gerne!

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