Honig – Qualität in Deutschland (mit einem Ausflug nach Albanien)

Portugiesischer Schopflavendelhonig!

Ich liebe Honig. Den besten Honig, den ich bislang probiert habe, habe ich in Albanien im Ceraunischen Gebirge gefunden. Die Sorten waren allesamt würzig und, was mir an Honig besonders gefällt, sehr zäh mit Wachs. Fantastisch!

Die albanischen Bienenstöcke

Wir haben auch eine Wabe geholt und haben das geknabbert. Etwas weiter im Dorf haben wir noch Olivenöl und Feigenbrot besorgt…die einfachen Dinge des Lebens sind doch meist noch die besten. Die Umstände eines wundervollen Roadtrips haben aber sicherlich auch dazu beigetragen, dass uns alles so geschmeckt hat.

Der albanische Honig

Aber zurück zum Honig. Früher haben wir immer darauf geachtet, dass Honig kaltgeschleudert ist. In den Supermärkten stand nur bei manchen Gläsern dieses Zauberwort, und das waren auch die Sorten, die wir ausgewählt haben.

Als ich bei einem örtlichen Imker mal Honig gekauft habe, fragte ich, ob der Honig denn kaltgeschleudert sei. „Natürlich!“ sagte er. Sämtlicher Honig von Imkern im Deutschen Imkerbund sei kaltgeschleudert, so seine Aussage.

Vor kurzem habe ich mit einer Freundin darüber gesprochen, ob auch Supermarkt-Honig kaltgeschleudet sei (ich meinte nicht). Ein paar Tage später habe ich bei Facebook zufällig ein Beitrag gelesen, wo gesagt wurde, dass in Deutschland sämtlicher Honig vom Imker kaltgeschleudert sei. Aber ob das auch für Supermarkt-Honig gilt, konnte niemand genau beantworten.

Um diese Unwissenheit zu klären, haben wir für Euch und für uns über Honig in Deutschland recherchiert. Im Folgenden nun eine Zusammenfassung der rechtlichen Lage.

Maßgeblich sind insbesondere die Leitsätze für Honig nach dem Lebensmittelbuch und die Honigverordnung (HonigVO).

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Zusammengefasst

  • Honig in Deutschland sollte stets ohne Wärmezufuhr gewonnen werden.
  • Feine/feinste/usw. Auslese bzw. Premium sind die besten Qualitätsstufen.
  • Honig des Deutschen Imkerbundes ist meist so gut wie Auslese Honig und frischer Honig erreicht oft sogar Premium-Qualität.

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Die HonigVO

Die HonigVO ist vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und  Landwirtschaft (BMEL) auf Basis des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes (LFGB) verordnet.

Die HonigVO sieht folgende Honigarten vor, unterschieden nach Herkunft, Gewinnungsart, Angebotsform oder Zweckbestimmung:

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Verkehrsbezeichnung Begriffsbestimmung
1. Blütenhonig oder Nektarhonig vollständig oder überwiegend aus dem Nektar von Pflanzen stammender Honig
2. Honigtauhonig Honig, der vollständig oder überwiegend aus auf lebenden Pflanzenteilen befindlichen Exkreten von an Pflanzen saugenden Insekten (Hemiptera) oder aus Sekreten lebender Pflanzenteile stammt
3. Wabenhonig oder Scheibenhonig von Bienen in den gedeckelten, brutfreien Zellen der von ihnen frisch gebauten Honigwaben oder in Honigwaben aus feinen, ausschließlich aus Bienenwachs hergestellten gewaffelten Wachsblättern gespeicherter Honig, der in ganzen oder geteilten Waben gehandelt wird
4. Honig mit Wabenteilen oder Wabenstücke in Honig Honig, der ein oder mehrere Stücke Wabenhonig enthält
5. Tropfhonig durch Austropfen der entdeckelten, brutfreien Waben gewonnener Honig
6. Schleuderhonig durch Schleudern der entdeckelten, brutfreien Waben gewonnener Honig
7. Presshonig durch Pressen der brutfreien Waben ohne oder mit Erwärmung auf höchstens 45 Grad C gewonnener Honig
8. gefilterter Honig Honig, der gewonnen wird, indem anorganische oder organische Fremdstoffe so entzogen werden, dass Pollen in erheblichem Maße entfernt werden
9. Backhonig Honig, der für industrielle Zwecke oder als Zutat für andere Lebensmittel, die anschließend verarbeitet werden, geeignet ist

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An die Beschaffenheit stellt die HonigVO u.a. folgende Anforderungen (Hervorhebungen von den Waldmännchen):

Honig dürfen keine anderen Stoffe als Honig zugefügt werden. 
Honig muss, soweit möglich, frei von organischen und anorganischen honigfremden Stoffen sein. Honig dürfen jedoch keine honigeigenen Stoffe entzogen werden, soweit dies beim Entfernen von anorganischen oder organischen honigfremden Stoffen nicht unvermeidbar ist. Abweichend davon dürfen gefiltertem Honig Pollen entzogen worden sein. 
Honig darf keinen künstlich veränderten Säuregrad aufweisen. Honig darf mit Ausnahme von Backhonig (...) nicht (...) so stark erhitzt worden sein, dass die Enzyme erheblich oder vollständig inaktiviert wurden.

Die Leitlinien

Im Gegensatz zur HonigVO sind die Leitlinien des Deutschen Lebensmittelbuches keine Rechtsnorm. Das BMEL erklärt, dass in den Leitlinien „die Verkehrsauffassung der am Lebensmittelverkehr Beteiligten beschrieben (wird), das heißt der redliche Hersteller- und Handelsbrauch unter Berücksichtigung der Erwartung der Durchschnittsverbraucher an die betreffenden Lebensmittel.“

Die Leitlinien finden Anwendung auf sämtliche Honigarten außer Backhonig und gefiltertem Honig. Die Leitlinien wurden zuletzt 2011 neugefasst. Im Zuge dieser Neufassung wurden Begriffe wie „kaltgeschleudert“ und „wabenecht“ aus dem Verkehr gebannt – Begriffe, die der Verbaucher wohl überwiegend kennt und die man gelegentlich auch noch auf Honiggläsern entdeckt, aber „eine Werbung mit Selbstverständlichkeiten“ darstellten und angeblich oft zu Irritationen beim Verbraucher geführt haben sollen – so jedenfalls das LAVES Institut für Bienenkunde (PDF) in Celle.

Der Begriff „kaltgeschleudert“ wird nicht mehr verwendet, weil gemäß den Leitlinien Honig durch „Schleudern, Pressen oder Austropfen und mit Ausnahme des Presshonigs ohne Wärmezufuhr gewonnen.“ [Hervorhebung von den Waldmännchen.]

Presshonig ist in der HonigVO definiert als „durch Pressen der brutfreien Waben ohne oder mit Erwärmung auf höchstens 45 Grad C gewonnener Honig“ und ist somit auch nicht übermäßig erhitzt.

Hinsichtlich der Lagerung, Transport und weiteren Abfüllungen verlangen die Leitlinien u.a., dass keine Wärmeschädigung eintreten kann. Aber wann eine Wärmeschädigung vorliegt wird nicht definiert. D.h. dass zwar Honig kalt gewonnen werden kann, der Honig danach aber erwärmt werden darf (sofern keine „Schädigung“ eintritt), damit er z.B. leichter in kleinere Gebinde abgefüllt werden. Wie genau nehmen es manche Hersteller mit dem Schädigungsverbot? Das könnte wohl nur ein Labor feststellen.

Die Leitlinien legen ferner besondere Beurteilungsmerkmale für Honig besonderer Qualität fest. Die Qualitätsstufen sind Auslese gefolgt von feine/feinste/extra feine Auslese bzw. Premium (es gibt also nur zwei Stufen, bei der höchsten Stufe verschiedene Begrifflichkeiten).

Der Deutsche Imkerbund e.V. (DIB) hat seine eigenen Qualitätsrichtlinien, die zwar oberhalb der Anforderungen der HonigVO liegen aber unterhalb der höchsten Qualitätsstufe der Leitlinien. Grundsätzlich ist Honig vom DIB mindestens so gut wie Auslese-Honig, oft erreich er sogar Premium-Qualität (vgl. PDF vom LAVES Institut für Bienenkunde).

Das war es auch schon mit unserem Exkurs in die Welt des deutschen Honigs. Habt Ihr noch Fragen? Falls ja, bitte in den Kommentaren stellen und wir recherchieren gerne für Euch!

Und zum Abschluss noch zwei Eindrücke aus dem Ceraunischen Gebirge. Albanien ist ein sehr schönes und interessantes Land.

Ein verlassenes Häuschen an einer Bergstrasse
Der Weg führte entlang zahlreicher Bunker zu einer wundervollen Bucht mit reifen Oliven, Orangen und einem kleinen Flüsschen

4 Gedanken zu „Honig – Qualität in Deutschland (mit einem Ausflug nach Albanien)“

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