Ist die gesamte Öko-Bewegung sinnlos?

Wilde Müllkippe. By Dezidor [CC-BY-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons.

Dass die ganze Öko-Bewegung sinnlos ist, meint James Lovelock in einem 2008 geführten Gespräch mit der britischen Zeitung The Guardian (englisch). Und auch 2010 im Gespräch mit Technology Review (TR).

James Lovelock ist ein angesehener Wissenschaftler, Klimaforscher und Mitbegründer der Gaia-Theorie. Die Gaia-Theorie war anfangs sehr umstritten, ist heute aber weitgehend anerkannt. Gemäß Gaia kann die Erde als ein sich selbst-regulierendes Lebewesen betrachtet werden. In TR erklärt er seine Theorie so:

Gaia ist eine Evolutionstheorie, die Darwin ergänzt. Sie erkennt an, dass Organismen ihre Umgebung sowohl verändern als auch sich daran anpassen. Das ändert komplett die Regeln natürlicher Selektion, denn sobald Sie das in einfache Modelle einbeziehen oder auch nur darüber nachdenken, führt es zur Evolution eines bewohnbaren Planeten.

Lovelock ist nach eigenen Aussagen ein ausgesprochener Optimist. Er glaubt an die Zukunft der Erde, gleichzeitig aber auch, dass die Klimaerwärmung unaufhaltbar ist und der Mensch sich darauf einstellen sollte. Durch Technologie sei eine Anpassung aber machbar. Kernkraft wird Energie liefern, Essen wird künstlich hergestellt.

Viele seiner Ansichten sind kontrovers. Plastiktüten zu verbieten, hält er für Augenwischerei, einen Tropfen auf den heißen Stein der bevorstehenden Katastrophe. Er glaubt, dass Umweltschützer oft zu emotional sind und mit einem kühleren Kopf die heutigen Probleme analysieren und lösen sollten. Über die Kernkraft sagt Lovelock z.B. in TR:

Ich finde es beinahe zum Lachen. Die meisten Leute fürchten sich fast zu Tode vor der Kernkraft, dabei ist sie eine der harmlosesten Energiequellen, die wir kennen, harmlos in jeder Beziehung. Wenn Sie sich Großbritannien oder Deutschland anschauen: wie viele Menschen sind in der Atomindustrie gestorben? Und sie hat inzwischen wirklich viel Energie erzeugt, über Jahrzehnte. (…) Warum sollte man also Angst haben?

Lovelock spricht auch Tschernobyl und das Problem des radioaktiven Mülls an. Nicht alles ist 100% überzeugend, aber auch wir befürworten grundsätzlich die Kernenergie als saubere Energiequelle.

Vergleicht man die Anzahl der Toten und das Ausmaß der Umweltverschmutzung bei Kohlekraftwerken mit denen der Kernkraft, spricht einiges für die Kernkraft. Die neuen Generationen von Kernkraftwerken sind zudem 100%, weil naturgesetzlich, sicher, wie dieses Interview mit dem Kernenergieforscher Professor Antonio Hurtado der TU Dresden erklärt. Wir sind keine Physiker, aber die theoretische Sicherheit gilt wohl als erwiesen, vorausgesetzt, die Kraftwerke werden fehlerfrei entworfen und gebaut. Und dann wären naturgesetzlich sichere Kernkraftwerke eine sehr saubere Energiequelle. Andererseits fällt genügend Sonnenlicht auf die Erde, um den gesamten Weltbedarf rund 10.000-fach zu decken. Irgendwann werden auch die Technologien für Kernfusionreaktoren und saubere fossile Energien reif sein. Den Horizont mit Windrädern zu bedecken, halten wir dagegen für keine gute Idee.

Trotz seiner Zuversicht und Glaube an die Möglichkeiten der Technik, ist Lovelock der Ansicht, dass wir nur noch ca. 15 Jahre mit unserer jetzigen Lebensqualität haben, bevor die Klimakatastrophe zuschlägt. Sein Rat: „Genieß das Leben so lange Du es noch kannst.“

Die Zukunft vorherzusagen ist nicht einfach. Lovelock hat 1965 korrekt vorausgesagt, dass im Jahre 2000 eines der größten Probleme die Umwelt sein wird. Er hatte Recht. Aber wird er auch wieder Recht haben?

Energie ist wohl das geringste Problem. Die Ernährungversorgung sollte auch lösbar sein. Aber letztendlich geht es doch nicht nur um die Frage, wie wir überleben können. Es geht darum, wie wir mit einem guten Lebensstandard überleben können.

Für uns gehört neben den Annehmlichkeiten einer modernen Gesellschaft dazu, dass ausreichend Flächen der Natur überlassen werden und dass wir frei von schädlichen Umwelteinflüssen leben können. Wissenschaft und Bildung sind die Schlüssel zu diesem Glück. Sie werden technologische Lösungen, wie saubere Energie oder die Sequestrierung von CO2, und gesellschaftliche, wie die Senkung der Geburtenrate, hervorbringen.

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